Die Grünen wollen unbedingt Deutschlands Westbindung erhalten

„Die Union muss entscheiden, ob sie die Westbindung aufgibt und das Erbe von 1989 verrät“, so Wolfram Günther, einer der drei Spitzenkandidaten der sächsischen Grünen.

Deutschland soll weiter treu zu den USA stehen, der Nation, die nach dem 2. Weltkrieg die meisten völkerrechtswidrigen Kriege begonnen und geführt hat. Das muss man wissen, wenn man die Grünen wählt, neben ihren bekannten Positionen zur Flüchtlingspolitik: Alle, die an Deutschlands Grenzen „Asyl“ sagen, müssen unbedingt – erst einmal – hereingelassen werden, damit sie dann für immer da bleiben können, egal ob es einen Asylgrund dafür gibt oder nicht. Das ist der grüne Standpunkt.

Deutschlands tragischer Fehler war nicht das Aufgeben der Westbindung nach dem 1. Weltkrieg. Es wollte eine eigenständige, gleichberechtigte Rolle in der Welt spielen mit seiner eigenen Kultur. Das war frech, denn schon vor dem 1. Weltkrieg galt, dass sich alle gefälligst der anglo-amerikanischen Vorherrschaft in der Welt unterzuordnen hätten.

Das deutsche Kaiserreich war eine Welt-Großmacht geworden. Es hatte all die alten Rivalen in Europa bezüglich der Industrieproduktion weit hinter sich gelassen, nur die USA standen in der Welt noch vor ihm. Diesem frechen germanischen Lümmel, dessen Industrieproduktion schneller stieg als die US-amerikanische, musste Einhalt geboten werden, ehe es zu spät war.

Deutschland und Österreich, zu Beginn zusammen mit Italien, mussten sich im 1. Weltkrieg gegen die ganze gegen sie verbündete Welt behaupten. Es ist erstaunlich, wie lange dieses Ringen dauerte und dass es am Ende nur knapp gegen Deutschland ausging. Der damalige USA-Präsident sprach zwar vom Selbstbestimmungsrecht der Völker. Die Volksabstimmung der Deutschen in Böhmen ignorierte er trotzdem. In Elsass-Lothringen fand erst gar keine statt.

Die Deutschen in den Sudetengebieten mussten Bürger einer neu gegründeten Tschechischen Republik werden, ob sie es wollten oder nicht. Dass sie nie in ihrem Leben vorher Tschechisch gelernt hatten, weil es für sie nicht notwendig war, interessierte keinen. Nun war es mit einem Mal so. Jetzt waren sie nun mal da, die Tschechen in Karlsbad und anderswo.

Nach dem 1. Weltkrieg fingen friedliebende und fortschrittschliche Politiker der Weimarer Republik wie Walter Rathenau  („Nie von den verlorenen Gebieten reden, die wir wiederhaben wollen. Sie aber nie vergessen“), sich aus der Westumklammerung, die Deutschland keine Gerechtigkeit verschafft hatte, zu lösen. Der Versailler Vertrag, der Deutschland die Alleinschuld für den Ausbruch des 1. Weltkrieges zuschob, war der negative Höhepunkt dieser Politik. Das glauben bis heute viele Gut-Deutsche nach der Devise: Wo ein Wille ist, ist auch der passende Gedanke, unabhängig von historischen Fakten.

Der Versailler Vertrag führte zum Rapollo-Vertrag, den Deutschland und die Sowjetunion 1922 zum Entsetzen der Westmächte schlossen und letztendlich bis zum Nichtangriffspakt, den Deutschland und die Sowjetunion 1939 eingingen. Das historische Problem im Zusammenhang „Westbindung“ war nicht ihre Aufkündigung in den Verträgen mit der Sowjetunion, nachdem Deutschland eine wirtschaftlich und kulturell gleichberechtigte Stellung innerhalb des Westens – wie bis heute/1/ – immer wieder verwehrt worden war.

Erstaunlicherweise konnte Frankreich sie behaupten, bis heute. Ich frage mich, warum Deutschland das nicht gelang. Wegen unserer Mentalität, dass wir entweder den anderen die Füße lecken oder ihnen an die Gurgel springen, wie Churchill das formuliert hatte?

Das historische Problem mit den deutschen Sonderbeziehungen Richtung Osten war nicht Rapollo und der Nichtangriffspakt, sondern dass Hitler ihn 1941 einseitig brach und die Sowjetunion überfiel.

Ein anderes – größeres – Reich der Mitte, China, wird schaffen, was Deutschland, dem alten kleinen Reich der Mitte, nicht gelang.

Es wird die wirtschaftliche, mentale und kulturelle Vorherrschaft der Anglo-Amerikaner in der Welt brechen. Wichtig wird sein, wie große Mächte sozusagen aus der 2. Reihe sich dazu verhalten: Auf der einen Seite Indien und Brasilien, auf der anderen Frankreich und Deutschland. Und dazwischen: Russland.

Unterstützt Deutschland China in seiner Position, dass jede Nation ein Recht auf die eigene nationale Entfaltung hat, unabhängig von US-amerikanischen Machtinteressen, geht der Prozess der Emanzipation von der US-amerikanischen Vorherrschaft in der Welt (noch) viel schneller.

Natürlich hat auch China seine eigenen Interessen in der Welt. Im Gegensatz zu den USA wertschätzt es jedenfalls die deutsche Sprache, und es hat im Gegensatz zu den USA auch noch keinen völkerrechtswidrigen Krieg angefangen. Dass es Taiwan zurück in sein nationales Staatsgebiet holen will, das im weiteren Zusammenhang mit den britischen Opiumkriegen vom Mutterland getrennt wurde, ist für mich nachvollziehbar.

Herr Günther und die Grünen wollen in ihrem ungebremsten Vasalleneifer unbedingt, dass neue US-amerikanische Raketen in Deutschland stationiert werden. Erstaunlicherweise wollen Länder wie Polen und die baltischen Staaten, die sich von Russland noch viel mehr bedroht fühlen, das nicht. Sie wissen, dass sie sich damit zu einem bevorzugten Kriegsziel machen würden. Die in Deutschland etablierten Politiker wollen das nicht wissen. Hoffentlich werden sie rechtzeitig abgewählt.

 

Fußnote

/1/ Ich denke zum Beispiel nur daran, dass Deutsch in der EU weiter diskriminiert wird. Sie ist die Sprache, die mit weitem Abstand in allen EU-Ländern am häufigsten als Muttersprache gesprochen wird, die in den meisten  europäischen Ländern, sechs an der  Zahl (siehe im verlinkten Beitrag die Fußnote 2), zumindest eine der amtlichen nationalen Sprachen ist, und die deutschsprachigen Länder sind die, die den EU-Haushalt netto maßgeblich finanzieren. Deutsch kommt in der EU-Realität mit vielen anderen – kleinen – Sprachen erst weit nach den Sieger-Sprachen Englisch und Französisch. Das kann man so machen, aber warum soll Deutschland das auch noch finanzieren? Mehr schuld an diesem Zustand als die anderen sind die Deutschen selbst. Sie bräuchten nur zu sagen, wir stellen unsere Zahlungen ein, bis eine diesbezügliche Gerechtigkeit hergestellt ist. „Wir wollen nicht über und nicht unter anderen stehen“, wie es im Kinderlied von Berthold Brecht heißt. Nein! CDUSPDGRÜNEFDP wollen gern unter den anderen stehen. Diese kulturelle Unterwürfigkeit bestimmt ihre mentale DNA. Aber auch die AfD hat dieses Sprachenthema noch nicht richtig in seiner ganzen Problematik erkannt.

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